Schramberger Wärmeleitplanung vorgestellt

Nächster Schritt: Ratsbeschluss und Offenlage

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Mit reichlicher Verzögerung liefert die Stadt Schramberg nun ihren kommunalen Wärmeplan, genau genommen erst den Entwurf dazu. Im Ausschuss für Umwelt und Technik hat ein Experte des Fellbacher Büros Energielenker den Entwurf vorgestellt, der eigentlich schon Ende 2023 hätte fertig sein sollen.

Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr wies auf die gesetzliche Verpflichtung hin, solche Wärmeleitpläne aufzustellen. In den beiden Ortschaftsräten sei der Entwurf bereits beraten und mehrheitlich beschlossen worden.

Strategie für Wärmewende

Nils Hägele von den Energielenkern erläuterte, wie ein solcher Wärmeleitplan aufgebaut wird und welche Ziele man damit verfolge. Für die Wärmeleitplanung habe er zunächst untersucht, wo Wärme gebraucht wird, wo es Potenziale zur Wärmegewinnung gibt. Daraus leite man Szenarien und Handlungsoptionen ab. Schließlich erarbeite man eine Strategie für die Wärmewende. Die eigentliche Umsetzung erfolge anschließend.

Nils Hägele im Ausschuss. Foto: him

Für den Wärmeleitplan habe sein Büro vorhandene Daten mit den Daten der Schornsteinfeger abgeglichen, so Hägele. So habe man Gebäude herausgefunden, die einen höheren Sanierungsbedarf haben. „Wir haben auch geschaut, wo ginge Erdwärme, Solarthermie oder Wärme aus dem Abwasser.“

Mit all den Daten hätten sie geschaut, wo welche Möglichkeiten bestünden, ob die Wärmeversorgung zentral oder dezentral erfolgen sollte. Hägele versichert: „Durch die Wärmeplanung entstehen keine Pflichten für die Hauseigentümer.“ Es sei eine „strategische Planung, wie die Wärmewende gelingen kann“.

Fokusgebiete in allen Stadtteilen

Für Schramberg haben die Energielenker sechs Fokusgebiete vorgeschlagen. Fünf Maßnahmen schreibt das Gesetz vor.

die Fokusgebiete im Stadtgebiet. Foto: him

Bei diesen Gebieten sollte beispielsweise genauer untersucht werden, ob in der Talstadt im Zentrum ein Wärmenetz Sinn machen würde. Ähnliches gilt in Tennenbronn in der Ortsmitte. Für die Industriegebiete in Sulgen und in Waldmössingen könnte ebenfalls ein Netzwerk sinnvoll sein. In Heiligenbronn plant die Stiftung neue Gebäude, auch hier wäre ein Wärmenetzprüfgebiet. In Sulgen im Westen des Eckenhofs schließlich sehen die Gutachter ein „Potenzialgebiet Sanierung“.

Diskussion zum Anschlusszwang

Für den Gesetzgeber seien die fünf Gebiete ausreichend, auch ein negatives Prüfergebnis zähle, antwortete Hägele auf eine entsprechende Frage von Jürgen Kaupp (CDU) Sie hätten aber bewusst solche Gebiete ausgesucht, bei denen sie davon ausgehen, die „eine hohe Umsetzungswahrscheinlichkeit haben“.

Fachbereichsleiter Bent Liebrich ergänzte, beim interkommunalen Industriegebiet und auf dem Lienberg gäbe es Unternehmen, die Wärme brauchen und solche, die sie erzeugen. Da würden sich Netze anbieten. Dasselbe gelte für Heiligenbronn. In der Talstadt müsse die Stadt im Zusammenhang mit dem Schulcampus eine Heizung für die Schule, aber auch die Karl-Diehl-Halle und das Schloss planen.

Susanne Andreae (SPD-Buntspecht) erkundigte sich, wo die klimaneutrale Wärme herkommen soll. Das hänge ganz von den Gebieten ab, entgegnete Hägele. „Wo sind Wärmequellen greifbar?“ Das müsse man später in den Machbarkeitsstudien erkunden.

Thomas Brugger (CDU) hakte nach: Die Pläne seien ergebnisoffen und niemand werde gezwungen, sein Haus anzuschließen. Die Wärmeplanung sehe das nicht vor. Einen Anschlusszwang könne die Kommune über eine Satzung verfügen. Brugger nannte ein mögliches Beispiel für Privatinitiative: Mehrere Hausbesitzer könnten sich zusammentun und eine gemeinsame Wärmeversorgung planen. Auch Unternehmen könnten statt Heizungen Wärme verkaufen.

Ein Beispiel. Foto: him

Verzögerung durch fehlerhafte Daten

Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) wollte wissen, was es mit der „fehlerhaften Datengrundlage“ auf sich habe, die zur Verzögerung der Wärmeleitplanung geführt habe.

Bei den Daten der Schornsteinfeger sei es zu fehlerhaften Zuweisungen gekommen, antwortete Liebrich. Es habe ein paar Monate gedauert, bis die Daten stimmten. Witkowski wollte genaueres zu den Plänen in Heiligenbronn erfahren. Man sei im Austausch mit der Stiftung, versicherte Liebrich. Er verwies auf die Öffentlichkeitsbeteiligung, die ja nun komme.

Oskar Rapp (Freie/Neue Liste) wunderte sich, weshalb das einzige Wohngebiet, das als Fokusgebiet auserkoren worden sei, in Tennenbronn liege. Ob das am örtlichen Gasversorger liege, meinte er spitz. In Waldmössingen habe Eisenlohr erklärt, es sei für die Hausbesitzer von Vorteil, wenn sie individuelle Lösungen suchen könnten. Rapp fürchtete, es werde doch einen Anschlusszwang geben: „Es macht mich hellhörig, wenn ein Zwang im Raum steht.“

Liebrich erläuterte, erst in den Machbarkeitsstudien werde die Wirtschaftlichkeit geprüft. Eine Anschlussverpflichtung könnte dann ein Mittel sein, um die Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Eisenlohr versicherte: „Wir haben das Heft des Handelns in der Hand.“ Es sei klar, dass jemand, der gerade eine Wärmepumpe eingebaut hat, nicht zum Rausreißen dieser Anlage gezwungen werde.

Viele Grafiken und Daten fließen in den Plan ein. Foto: him

Kosten durch Zuschuss gedeckt

Jürgen Kaupp (CDU) erkundigte sich nach den Kosten für die Studie. Bent Liebrich verwies auf die Vorlage von 2023 und erläuterte auf Nachbohren von Andreae, die Studie habe 50.000 Euro brutto gekostet. Dank eines Landeszuschusses von drei Mal etwa 16.000 Euro sei das Honorar praktisch bezahlt.

Emil Rode (Freie/Neue Liste) lobte den Wärmeleitplan. Die Kommune sollte als gutes Vorbild vorausgehen, forderte er. Er fragte aber zugleich: „Woher kommt das Geld?“ Liebrich erinnerte nochmal an das Schulcampusprojekt. Da müsse man sich eh Gedanken machen über die Heizung. Für die städtischen Gebäude gebe es bereits Sanierungsfahrpläne, die die neue Klimamanagerin der Stadt vorantreiben werde. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit wolle man verstärkt aktiv werden.

Bei einer Enthaltung von Oskar Rapp hat der Ausschuss dem Gemeinderat empfohlen den Wärmeplan anzunehmen und die Beteiligung der Öffentlichkeit in die Wege zu leiten.

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Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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